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foto von Frau Arbe Gindole Barako, 74 Jahre alt, aus Kenia

Für Frauenrechte in jedem Alter - Weltfrauentag 2023

Frauenrechte in jedem Alter und überall - HelpAge engagiert sich auf nationaler und internationaler Ebene für die Rechte von Frauen. Und das nicht nur am Weltfrauentag.

Für Frauenrechte in jedem Alter - Weltfrauentag 2023

Ein würdevolles Leben im Alter - das ist das Ziel von HelpAge. Weil ältere Frauen in vielen Bereichen stärker benachteiligt sind als ältere Männer, ist Geschlechtergerechtigkeit eines unserer wichtigsten Querschnittsthemen, die wir in unserer Arbeit auf allen Ebenen berücksichtigen. So engagiert sich HelpAge auf nationaler wie internationaler Ebene dafür, dass ältere Frauen Gehör finden und in politische, wirtschaftliche und kulturelle Entscheidungen der Gesellschaft miteinbezogen werden. Am Weltfrauentag nutzen wir die Möglichkeit, um auf diese Arbeit aufmerksam zu machen - den inklusiven Ansatz in unserer Arbeit verfolgt HelpAge jedoch jeden Tag.

Eine ältere Frau in der Ukraine erzählt einer Mitarbeiterin von HelpAge, was sie benötigt.

Frauenrechte in der Welt von HelpAge

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein zentrales Thema bei HelpAge. In all unseren Projekten zugunsten älterer Menschen, die wir auf der Welt unterstützen, ist der explizite Einbezug von weiblichen Teilnehmerinnen eine Kernkomponente der Projektaktivitäten. Denn ältere Frauen sind z.B. viel häufiger von Altersarmut betroffen als ältere Männer. Auch deshalb haben wir im letzten Jahr einen organisationsinternen Leitfaden zu den Themen Inklusion und Gender entwickelt, der einerseits die Richtung weist und andererseits in all unseren Programmen an die lokalen Bedingungen von Kultur und Gegebenheiten angepasst werden kann. Trotz gewünschter Standardisierung ist so eine Flexibilität wichtig, da wir mit vielen verschiedenen Partnerorganisationen in mehr als 16 verschiedenen Ländern der Welt aktiv sind.

Foto: Alberto Lores

Foto von Mayeka, 58 Jahre alt, aus Tansania

Mayeka, 58 Jahre alt, Tansania

Warum die Rechte älterer Frauen explizit berücksichtigt werden müssen, zeigt die Geschichte von Mayeka.

Der Tag begann wie jeder andere auch. Mayeka war zuhause mit ihrer Familie, als sie in der Ferne eine Sirene hörten. Es ist das Zeichen für eine Gemeindeversammlung. Die Familie machte sich bereit und ging gemeinsam ins Dorf. Bei solchen Versammlungen gibt es ganz verschiedene Themen: Manchmal werden staatliche Ankündigen gemacht, ein anderes Mal gibt es Beiträge aus der Lokalpolitik oder eine Abstimmung zu Themen innerhalb der Gemeinde. Was sie genau erwartet, erfahren die Menschen erst vor Ort. Was Mayeka an diesem Tag erleben würde, hätte sie sich jedoch in ihren schlimmsten Träumen nicht ausdenken können.

Als sie bei der Versammlung ankamen, stand eine Gruppe Männer bereits dort. Nach einigen Minuten, als genügend Menschen vor Ort angekommen waren, ging die Gruppe nach vorn und begann die Sitzung. Die Männer erzählten, dass es Hexen in ihrer Gemeinde gäbe. Sie hätten eine von ihnen gefunden, doch es gäbe noch weitere unter ihnen. Sie hielten flammende Reden, hetzten die Menge auf und nannten schlussendlich sechs Namen von Frauen, die der Hexerei beschuldigt wurden – darunter auch den Namen von Mayeka. Dann ging alles ganz schnell: Es bildete sich ein Mob und die Menschen begannen, die Beschuldigten zu beschimpfen, sie zu bewerfen und zu schlagen. Als die Polizei eingriff, war es für drei der sechs Frauen bereits zu spät. Sie lagen reglos auf dem Boden. Die Polizei nahm Mayeka und die beiden anderen Frauen mit und brachte sie ins Krankenhaus. Eine von ihnen war die ganze Fahrt über sehr still. Mayeka dachte, sie würde schlafen oder wäre ohnmächtig. Erst im Krankenhaus erfuhr sie, dass die Frau auf dem Weg verstorben war.

Mayeka verbrachte zwei ganze Tage im Krankenhaus. Als ihr Sohn sie dort besuchte, überbrachte er ihr die nächste schlimme Nachricht: Ihr Haus wurde geplündert, viele ihrer Sachen wurden verbrannt. Mayeka fühlte sich nicht mehr sicher und entschied sich, ihr Zuhause und ihre Gemeinde zu verlassen.

Für drei Monate flüchtete sie sich in eine andere Stadt, fand einen Job als Reinigungskraft in einem Gästehaus. Sie suchte nach Hilfe und meldete sich bei Nabroho, einer der lokalen Partnerorganisationen von HelpAge. Nabroho setzt sich vor Ort für ältere Menschen und ihre Rechte ein, fördert Altenorganisationen und stärkt diejenigen, die besondere Hilfe brauchen. Sie halfen Mayeka, die Geschehnisse zu verstehen und zu verarbeiten. Sie waren auch diejenigen, die ihr erklärten, was überhaupt passiert ist: Die vermeintliche Hexe, von der die Männer bei der Versammlung sprachen, war zwei Tage zuvor von ihnen besucht und ohne Grund der Hexerei beschuldigt worden. Sie war jung, etwa 17 Jahre alt. Als die Männer sie bedrängten, gingen sie davon aus, dass sie aufgrund ihres Alters ihren Zauber nicht alleine ausführen könnte. Sie schlugen und beschimpften sie, drängten sie dazu, die Namen weiterer Hexen zu verraten. Aus Angst nannte die Frau alle möglichen Namen, die ihr als erstes in den Sinn kamen. 18 Namen waren es insgesamt. Die Männer gingen die Liste durch und fokussierten sich auf die älteren Frauen unter den Genannten – denn diese hätten über die Jahre die größte Kraft entwickelt und wären also die mächtigsten Hexen. Zwei Tage später riefen sie dann zu der Versammlung, die das Leben der unschuldig angeprangerten Frauen komplett veränderte.

Heute lebt Mayeka wieder in ihrem Zuhause bei ihrer Familie. Die Männer, die den Mob angeführt hatten, haben noch in derselben Nacht das Dorf verlassen. Nur einen von ihnen hatte die Polizei erwischt – er ist nun auf Bewährung und steht unter Beobachtung. Direkt nach ihrer Rückkehr fühlte Mayeka sich dennoch unsicher. Nachts klopfte es an ihre Tür, doch immer, wenn sie nachsah, war niemand da. Sie ging zur Polizei und bat um Hilfe. Sie sagten ihr, dass ihre Nachbarschaft sie beschützen würde und dass sie bleiben solle. Würde sie die Stadt erneut verlassen, würde sie den Trugschluss der Hexerei nur bestätigen. Auch viele andere Menschen in der Gemeinde boten Mayeka Hilfe an. So ist sie heute auch Mitglied in einer Altengruppe, die von Nabroho gegründet würde und in der sie Unterstützung erfährt. Nach einer Weile hörte auch das Geisterklopfen auf.

Foto von Frau Elube Aliyasi, 69 Jahre alt, aus Malawi

Gemeinsam für ein würdevolles Leben im Alter

In Tansania, einem Land mit einer Gesamtbevölkerung von fast 62 Millionen Menschen, ist der Glaube an Hexerei vor allem in den ländlichen Regionen noch weit verbreitet. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen setzt sich HelpAge seit vielen Jahren dagegen ein – und das mit Erfolg. Seit 2013 konnte die Zahl der Hexerei-Anschuldigungen von 765 Menschen pro Tag auf 19 Menschen reduziert werden. Dabei waren stets mindestens zwei Drittel der Beschuldigten weiblich.

HelpAge arbeitet in allen Projekten weltweit sowohl auf lokaler Ebene mit den Menschen selbst, als auch auf politischer Ebene mit nationalen Regierungen zusammen. Dabei geht es nicht nur um die Bekämpfung des Hexerei-Irrglaubens, sondern um eine politische Stärkung älterer Frauen und Männer in allen Bereichen. Denn Menschenrechte gelten für alle - auch Ältere!

Foto: Mulumbo Simwaka, Fairpicture | HelpAge International

Foto von der Podiumsdiskussion im Auswärtigen Amt, März 2023

Feministische Außenpolitik

Wenn alle Menschen gleichermaßen am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben teilhaben, sind Gesellschaften friedlicher. Die Feministische Außenpolitik will deshalb nicht nur Frauen, sondern allgemein weniger berücksichtigte Personengruppen stärker in politische Prozesse einbeziehen. Dazu gehören auch ältere Menschen. HelpAge Deutschland hat, wie auch andere Organisationen der Zivilgesellschaft, an der Erstellung der Leitlinien zur Feministischen Außenpolitik mitgewirkt. Geschäftsführerin Sonja Birnbaum erläuterte in ihrem Artikel "Ukraine - die "älteste" humanitäre Krise der Welt", wie wichtig insbesondere der Einbezug älterer Menschen in die Außenpolitik ist. Als Außenministerin Annalena Baerbock die Leitlinien in Berlin offiziell vorstellte, nannte auch sie explizit die Wichtigkeit der Berücksichtigung älterer Menschen. Ein Erfolg, den HelpAge weiter verfolgen wird!

Titelfoto: Steve Okumu | HelpAge International

Ihre Ansprechperson

Sonja Birnbaum

Geschäftsführerin