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Reisetagebuch aus Uganda - Juni 2022

Im Juni 2022 reiste Projektreferentin Katharina Feldmann erstmalig für HelpAge nach Uganda. In ihrem Reisetagebuch schildert sie, was sie vor Ort erlebte, wen sie kennenlernte und was sie am meisten beeindruckt hat.

Reisetagebuch aus Uganda

von Katharina Feldmann

Sonntag, 5. Juni 2022

Endlich war es soweit: Meine erste Dienstreise für HelpAge führte mich direkt in die Perle Afrikas - nach Uganda! Ich war sehr gespannt, was mich vor Ort erwartet. Das Projekt, das wir gemeinsam mit HelpAge Uganda über das Land verteilt umsetzen, ist unser erstes Projekt in dem ostafrikanischen Binnenstaat. Von Frankfurt aus ging es mit einer Stunde Verspätung gegen etwa 23 Uhr los. Nach einem Zwischenstopp in Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, ging es direkt weiter nach Uganda.

Montag, 6. Juni 2022

Gegen 10:30 Uhr kam ich gut und sicher am Flughafen in Entebbe an. Nachdem ich meine Impfnachweise (Corona und Gelbfieber) sowie mein Visum vorgezeigt habe und alles für gut befunden wurde, stand Mathew, mein Taxifahrer, schon am Ausgang des Flughafengebäudes bereit. Auf der ca. 40-minütigen Fahrt zum Hotel in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, gab mir Mathew, der eigentlich hauptberuflich Tourguide ist, einen Kurzvortrag über die Geschichte, Sprachen und Ethnien Ugandas.

Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel traf ich am Nachmittag dann direkt das gesamte Team von HelpAge in Uganda: Emily (Country Representative), Winnie (Finanzreferentin), Lucy (Praktikantin) und Fred (Koordinator für humanitäre Hilfe in Afrika, er gehört eigentlich zum globalen Team von HelpAge International). Die Kolleg*innen hießen mich sehr herzlich Willkommen. Wie schön, nach den vielen ausgetauschten E-Mails und Videobesprechungen, endlich mal echte Gesichter zu den Namen zuordnen zu können! Emily und ich lernten uns erstmal kennen, sie gab mir einen ausführlichen Einblick in die Arbeit von HelpAge in Uganda und wir gingen in die finale Planung für die kommenden Tage. Auch Emily freute sich, endlich mal wieder eine Besucherin in Kampala willkommen zu heißen. Denn wie auch vieles andere, waren Besuche in den letzten zwei Jahren Pandemie nicht möglich. Zwar haben sich durch die vermehrte Nutzung digitaler Tools auch viele neue Möglichkeiten der Interaktion eröffnet, aber so viel ist sicher: Ein persönliches Treffen lässt sich dadurch nicht ersetzen!

Übrigens: HelpAge Uganda befindet sich zurzeit in einem sehr großen Umstrukturierungsprozess. So gehört aktuell das Landesbüro formal zu HelpAge International und ist in Uganda daher als internationale Nichtregierungsorganisation (kurz NRO) registriert. Um aber immer mehr Entscheidungskompetenz in die Hände lokaler Akteure zu legen, wird sich HelpAge Uganda demnächst formal von der internationalen Organisation lösen und somit unabhängig. Natürlich bleibt HelpAge Uganda aber Mitglied im globalen HelpAge Netzwerk und unser Partner.

Am Nachmittag machte ich dann noch einen kleinen Spaziergang durch die Nachbarschaft rund um das Büro. Die Partner hatten mir zum Glück ein Hotel unweit der HelpAge-Zentrale empfohlen, sodass Büro und Unterkunft nah beieinander lagen. In den nächsten Tagen und auf den vielen Autofahrten in den vollgestopften Straßen Kampalas sollte mir dann deutlicher bewusst werden, warum eigentlich auch kein anderes Hotel ernsthaft in Frage kam. Damit ich während meines Aufenthaltes auch liquide bin, machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Geldautomaten. Dort bekam ich viele große Scheine, da die Währung ganz andere Werte hat als bei uns (zur Erläuterung: Ein Euro entspricht etwa 4.000 Uganda Schilling und der größte Schein hat lediglich einen Gegenwert von 12,50 EUR). Zum Abendessen gab es dann frisch gefangenen Buntbarsch aus dem Viktoriasee, an den Kampala direkt grenzt.

Dienstag, 7. Juni 2022

Am Vormittag standen für Emily und mich zunächst Gespräche mit Regierungspartnern in Kampala an. HelpAge ist in stetigem und engem Austausch mit der nationalen Regierung und ist insbesondere mit dem Ministry for Labour, Gender and Social Development und der Abteilung für Senior*innen sehr gut vernetzt. Unsere erste Gesprächspartnerin war die Geschäftsführerin des Nationalen Rats für ältere Menschen. Der 2016 gegründete National Council For Older Persons (kurz NCOP) ist damit beauftragt, die Rechte älterer Menschen in Uganda zu fördern, zu schützen und ihre Umsetzung zu überprüfen. Mitglieder des NCOP werden gewählt, um ältere Menschen auf allen Verwaltungsebenen (von der Dorf- bis zur nationalen Ebene) Ugandas zu vertreten. Der NCOP hat also auch in der Überwachung der Umsetzung des ugandischen Rentenprogramms eine wichtige Rolle, worum es auch in unserem Projekt geht. Gerade auf Gemeindeebene ist der NCOP eine wichtige Kooperationsinstanz unseres Projekts, weshalb ein Besuch hier während meiner Reise nicht fehlen durfte. Mit der Geschäftsführerin sprachen wir im Detail über unser Projekt, die geplanten Aktivitäten und die Situation älterer Menschen in Uganda. Dabei ging es auch ganz besonders um den Zugang zum staatlichen Rentenprogramm und die Herausforderungen, die dieses Programm mit sich bringt.

In einem anschließenden Termin mit Sight Atatukunda, Senior Communications and Advocacy Officer des Ministry for Labour, Gender and Social Development, konnte ich noch einen tieferen Einblick in das nationale Rentenprogramm erhalten. Sight sprach offen von den Herausforderungen in der Umsetzung des Rentenprogramms: Beschwerden können von Rentner*innen oft nicht eingereicht werden oder werden – wenn überhaupt – nur mit großer Verzögerung adressiert. Das Renteneintrittsalter beträgt in Uganda 80 Jahre (bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 64 Jahren!). Erst 2015 wurde in Uganda der Personalausweis für alle Staatsangehörigen eingeführt - und seitdem gibt es ohne Personalausweis, der das richtige Alter bestätigt, auch keine Rente. Doch hier liegt genau das Problem: Viele ältere Menschen ließen sich ursprünglich nicht für den Personalausweis registrieren, da sie dachten, diesen nicht mehr zu benötigen. Auch passierten im Rahmen der Registrierung der älteren Menschen viele Fehler bei der Eintragung des korrekten Geburtsdatums. Die Beamt*innen nahmen sich bei der Registrierung oft nicht ausreichend Zeit, die korrekten Daten von älteren Menschen zu erfassen oder die Plausibilität der Informationen zu prüfen. Und übrigens: Die Rente wird den Menschen, die sie erfolgreich beantragen konnten, nicht monatlich auf das Bankkonto gezahlt. Alle drei Monate müssen sich die Rentner*innen an einem bestimmten Auszahlungspunkt einfinden, um ihre Barauszahlung abzuholen oder dann herauszufinden, dass ihr Name auf der Auszahlungsliste gar nicht auftaucht. Für die älteren Menschen sind die weiten Wege eine sehr große Herausforderung. Oft gibt es auch Verzögerungen in den Auszahlungen. So gab es beispielweise in den letzten sechs Monaten gar keine Zahlungen.

Unser Projekt von HelpAge in Uganda setzt an mehreren Stellen an, um mit einem zivilgesellschaftlichen Ansatz den Problemen in der Umsetzung des Rentenprogramms und anderer Sozialprogramme zu begegnen. Durch regelmäßige Dialogveranstaltungen zwischen Regierungsmitarbeitenden und Gemeindemitgliedern in sechs Distrikten in Nord- und Zentraluganda soll zum einen die Bevölkerung über bestehende Unterstützungsleistungen informiert werden und zum anderen älteren Menschen die Gelegenheit geben, ihre Herausforderungen und Wünsche direkt an die Verantwortlichen zu richten. Außerdem werden im Rahmen des Projekts NCOP-Mitglieder geschult, um die Umsetzung des Rentenprogramms zielgerichtet zu überwachen. Damit wird älteren Menschen ganz praktische Unterstützung im Zugang zu ihren Rechten und vor allem ihrer Rente gegeben. Darüber hinaus trägt die Überwachung dazu bei, eine gute Datenbasis für gezielte Advocacy-Arbeit des NCOP und der Zivilgesellschaft auf nationaler Ebene aufzubauen. Damit lokale Organisationen in Uganda sich noch besser für die Rechte ältere Menschen einsetzen können, wird außerdem durch das Projekt ein Netzwerk von Altenrechtsorganisationen gegründet, um gemeinsam noch zielgerichteter Einfluss auf die Regierung zur Wahrung der Rechte älterer Menschen zu nehmen - quasi ganz nach dem Prinzip "Gemeinsam sind wir stark".

Nach dem Gespräch mit Sight folgte ein gemeinsames Mittagessen, bestehend aus Matoke, dem Nationalgericht Ugandas. Matoke sind gedämpfte Kochbananen, an diesem Tag angerichtet mit Gemüse und frischem Mangosaft. Während wir aßen, fragte mich Kollegin Winnie zum Leben in Deutschland und insbesondere der Versorgung älterer Menschen in Deutschland und in Pflegeheimen aus.

Am Nachmittag stießen auch die Kolleg*innen der Caritas Gulu und des Grandmothers Consortium, also die beiden weiteren Projektpartner, zu uns. Den Rest des Tages widmeten wir uns den Richtlinien unseres Zuwendungsgebers, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (kurz BMZ), und den Anforderungen von HelpAge Deutschland an die Wirkungsmessung, Berichterstattung und transparente Finanzabwicklung und Dokumentation. Diese doch eher trockenen Themen waren mit den aus Deutschland mitgebrachten Großportionen Schokolade und Gummibärchen viel leichter zu verstehen.

Mittwoch, 8. Juni 2022

Am Mittwoch beschäftigten wir uns weiter mit den Richtlinien, die bei der Durchführung eines Projektes berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören zum Beispiel Fragen wie: Welche Ausgaben dürfen über das Projekt getätigt und abgerechnet werden? Welche Anforderungen haben wir an die Finanzberichte? Wie sollen Ausgabenbelege aussehen? Was machen wir, wenn es im Projekt Verdachtsfälle von Veruntreuung oder Korruption gibt? Wie messen wir die Wirkungen unserer Maßnahmen? Es war ein langer Tag, doch mit einem besonders leckeren Abschluss: Zum Abendessen gab es eine ugandische Spezialität, genannt Rolex. Nein, dabei liegt keine Armbanduhr auf dem Teller, sondern „rolled eggs“ in Form eines Omletts, eingewickelt in eine Art Wrap.

Donnerstag, 9. Juni 2022

Obwohl für die ugandischen Kolleg*innen am Heroes Day eigentlich ein freier Tag anstehen würde, machten Emily, Lucy und ich uns auf den Weg nach Buikwe, einem der sechs Distrikte, in denen unser Projekt durchgeführt wird. Ältere Menschen haben in Uganda oft kaum Zugang zu Informationen. Viele können weder lesen, noch schreiben oder wohnen weit von Distrikthauptstädten entfernt. Informationen zu Programmen für ältere Menschen sind kaum öffentlich zugänglich, so auch zu dem Rentenprogramm. Gleichzeitig ist es für ältere Menschen oft schwierig, ihre Anliegen oder Herausforderungen gezielt bei der Regierung zu platzieren. Unter anderem hier setzt unser Projekt an: Durch regelmäßige Dialogveranstaltungen zwischen Regierungsmitarbeitenden und Gemeindemitgliedern in den sechs Projektdistrikten in Nord- und Zentraluganda wird die Bevölkerung über bestehende Unterstützungsleistungen informiert und ältere Menschen haben gleichzeitig die Gelegenheit, ihre Herausforderungen und Wünsche direkt an die Verantwortlichen zu richten. An einer solchen Veranstaltung nahmen wir heute teil. Es hat mich sehr beeindruckt, mit welchem Nachdruck und wie offensiv die älteren Menschen bei der Regierungsvertreterin ihre Rechte eingefordert haben. Die hitzige Diskussion drehte sich insbesondere um das Renteneintrittsalter (80 Jahre!), die geringen monatlichen Rentenzahlungen (umgerechnet ca. 6,30 Euro pro Monat), das geringe Bewusstsein für Alterserkrankungen (Wie können ältere Menschen und die Regierung dieses Bewusstsein schärfen und präventive Maßnahmen fördern?) sowie Fragen rund um das ugandische Erbrecht („Dürfen meine Kinder mir einfach mein Haus wegnehmen, wenn ich zu alt bin?“). Es war unfassbar spannend, diese Veranstaltung mitzuerleben!

Bevor wir anschließend in das Büro des Grandmothers Consortium fuhren und dort ausführlich über ihre Arbeit sprachen, machten wir eine Mittagspause an der Quelle des Nils. Dieser wunderschöne Ort lag nur zehn Kilometer entfernt und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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In Aktion: Hier diskutieren ältere Menschen in Buikwe mit einer Vertreterin der Distriktregierung.

Freitag, 10. Juni 2022

Am Freitagvormittag hatte ich die Möglichkeit, an einer schon lange geplanten Veranstaltung des ugandischen Ministry for Labour, Gender und Social Development, HelpAge International (kurz HAI) und Grandmothers Consortium teilzunehmen. Das Ministerium gab den offiziellen Startschuss für einen jährlich verliehenen Medienpreis. Bis Ende Oktober haben Journalist*innen aus Uganda nun Zeit, sich mit Publikationen zum Thema „Rechte älterer Menschen“ zu bewerben. Die beste Journalistin oder der beste Journalist wird dann mit dem entsprechenden Preis ausgezeichnet. Ziel dabei ist es, dieses sonst sehr vernachlässigte Thema des Alters in den Medien präsenter zu machen. Verschiedene Referent*innen hielten außerdem Vorträge zu den Gesetzen Ugandas, inwiefern sie die Bedarfe älterer Menschen berücksichtigen (oder auch nicht…) und welchen Formen von Missbrauch ältere Menschen in Uganda ausgesetzt sind. Besonders im Kopf blieben mir die Schilderungen einer älteren Frau, die von Gewalt gegen ältere Menschen, aber auch psychischem Missbrauch oder Vernachlässigung älterer Menschen durch ihre eigenen Familienmitglieder berichtete. Sie erzählte auch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und wie Familienmitglieder – im Versuch ihre Liebsten vor einer Infektion zu schützen – dafür sorgten, dass ihre Eltern oder Großeltern über Wochen oder gar Monate kaum Kontakt zu anderen Menschen hatten. Doch dies führte zu Vereinsamung und psychischen Problemen. Dies ist sicherlich auch ein Thema, über das in Deutschland viel zu wenig gesprochen wird und wurde…

Das globale Netzwerk von HelpAge umfasst über 158 Mitgliedsorganisationen, die sich in 86 Ländern für die Rechte älterer Menschen einsetzen. Sieben dieser Organisationen arbeiten in Uganda und am Nachmittag hatte ich die Möglichkeit, Mitarbeitende all dieser Organisationen zu treffen und mehr über ihre Arbeit zu erfahren. Die Bandbreite an Themen, die diese Organisationen bedienen, und mit welcher intrinsischen Motivation sie sich für ältere Menschen in Uganda einsetzen, ist beeindruckend! Einige Organisationen haben sich auf die Lobbyarbeit bei der Regierung spezialisiert, andere unterhalten Schutzräume für ältere Menschen und bieten alterssensible Gesundheitsdienstleistungen an und wieder andere kümmern sich um die in Uganda bisher kaum ausgebaute palliativmedizinische Versorgung.

Auf der Rückfahrt steckten wir (mal wieder) lange im Stau fest. Dieses mal zusammen mit Fred, dem HAI-Koordinator für humanitäre Hilfe in Afrika. Schnell kamen wir auf die humanitären Krisen dieser Welt zu sprechen. Auch, wenn wir bei HelpAge fast täglich in der ein oder anderen Form mit diesen Krisen zu tun haben, hat mich dieses Gespräch abends noch lange beschäftigt. Fred und ich haben über die Auswirkungen des Ukrainekriegs gesprochen und die mediale Aufmerksamkeit, die diesem Krieg und seinen fürchterlichen Auswirkungen, insbesondere auf vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen, glücklicherweise zuteilwird. Denkt man über die anderen Krisen dieser Welt nach, sieht die Lage ganz anders aus. Am Horn von Afrika bahnt sich beispielsweise schon seit Jahren eine riesige Katastrophe an: Nach Informationen der Vereinten Nationen sind dort zurzeit über 18 Millionen Menschen akut von Hunger bedroht. Ältere Menschen sind – wie häufig in solchen Krisen – besonders davon betroffen. Fred sagte: „You know, sometimes I feel this area is cursed. First there were floods, finally then people had crops to harvest again. But then locusts came and left nothing behind for people to eat. And now this drought…“ Leider ist die mediale Aufmerksamkeit hier minimal. Uganda selbst ist von der Krise zwar nicht betroffen, aber in den direkten Nachbarländern Äthiopien, Kenia und Südsudan haben etwa 73 Prozent der Menschen keinen ausreichenden Zugang zu Nahrung.

Samstag, 11. Juni 2022

Am freien Samstag hatte ich die Möglichkeit, Ugandas Hauptstadt Kampala – eine rasant wachsende und wuselige Stadt - etwas besser kennenzulernen. Ein Besuch der Uganda National Mosque, der größten Moschee Ostafrikas, ermöglicht vom Minarett aus einen tollen 360°-Blick über die Stadt. Auch in über 50 Meter Höhe waren der Straßenlärm der Motorradtaxis noch zu hören und die Abgase der alten Sammeltaxis deutlich zu riechen. Kampala wurde ursprünglich die Stadt der sieben Hügel genannt, in Analogie zu den Hügeln, auf denen sie erbaut wurde. Mittlerweile umfasst die Stadt 21 Hügel – nur ein Zeichen für das rasante Bevölkerungswachstum in Kampala, aber auch in Uganda im Allgemeinen. Am Nachmittag war es an der Zeit, der Stadt zu entfliehen, und ich machte mich auf zu einem Nachmittag am Viktoriasee.

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Kampala von oben: ein Panorama der Stadt.

Sonntag, 12. Juni 2022

Am Sonntag machten wir uns auf den Weg nach Gulu, einer Stadt im Norden Ugandas. Auf der sechsstündigen Autofahrt hatte ich ausreichend Zeit, mich ausführlich mit Emily über ihren jahrelangen Einsatz für Altenrechte, die Arbeit von HAI in Uganda und die Situation älterer Menschen in Uganda zu unterhalten. In Gulu befindet sich der Hauptsitz unseres Partners Caritas Gulu (wie der Name bereits verrät). Während der Fahrt merkte ich außerdem wieder einmal, wie wunderschön grün dieses Land doch ist. Ganzjähriger Regenfall und fruchtbarer Boden sorgen zum einen für eine satte Landschaft, und zum anderen auch dafür, dass die Menschen in Uganda kaum von Hunger bedroht sind.

Montag, 13. Juni 2022

Gut in Gulu angekommen, stand am Montagvormittag zunächst eine Besprechung bei unserem Partner Caritas Gulu an, die uns von ihrer Arbeit in der Region berichteten. Neben dem gemeinsamen Projekt zur Überwachung der Sozialpolitik in Uganda, unterstützt die Caritas Gulu unter anderem Geflüchtete in Norduganda. Uganda ist weltweit gesehen einer der Staaten, der die größte Zahl von Geflüchteten beheimatet. Über 1,5 Millionen Geflüchtete, zumeist aus der Demokratischen Republik Kongo, Burundi und dem Südsudan, leben in weiten Teiles Nord- und Westugandas. Auch deshalb ist Uganda, selbst unter den 25 ärmsten Ländern der Welt (gemessen am Bruttoinlandsprodukt), für seine Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten aus den Nachbarländern bekannt. Nach einem Höflichkeitsbesuch bei der Distriktverwaltung von Gulu und einem traditionell ugandischen Mittagessen hatten wir am Nachmittag erneut die Möglichkeit, an einer Dialogveranstaltung ähnlich wie in der ersten Woche in Buikwe teilzunehmen. Besonders berührt haben mich hier zwei Begegnungen: mit Koloboya Kwinto und Adong Margret. Der 70-jährige Koloboya ist Gemeindeältester in seiner Gemeinde und damit eine wichtige Ansprechperson für seine Gemeindemitglieder in allen möglichen Fragen, die das tägliche Leben betreffen. Koloboyas Mutter und sein Schwiegervater profitieren vom staatlichen Rentenprogramm. Mit dem staatlichen Rentenprogramm stehen älteren Menschen in Uganda monatliche Zahlungen in Höhe von 25.000 Uganda Schilling zu, das sind umgerechnet etwa 6,30 Euro.

Koloboya selbst bekommt noch keine Rente. Warum? Mit seinen 70 Jahren ist er zu jung für die Rente in Uganda. Trotzdem setzt er sich in besonderem Maße für die Belange älterer Menschen in seiner Gemeinde ein. Seine Wünsche? Eine Reduzierung des Renteneintrittsalters, eine Erhöhung der monatlichen Rentenbeträge und eine bessere gemeindebasierte Gesundheitsversorgung vor Ort für ältere Menschen, die die weit entfernte Krankenstationen oft nicht erreichen können. Dabei ging es ihm explizit nicht nur um die Behandlung akuter oder chronischer physischer Krankheiten, sondern auch um Präventionsmaßnahmen und die mentale Gesundheit seiner Altersgenoss*innen: „The government should support us and mobilise older people for exercises. I need my older people to be active. Their body may be tired but their head is still working.” Die 83-jährige Adong Margret ist Empfängerin der regelmäßigen Rentenzahlungen. Sechs ihrer acht Kinder sind während der Konflikte in Norduganda zwischen den 1980er und 2000er Jahren ums Leben gekommen. Von ihrer Minirente unterhält sie nicht nur ihren Alltag, sondern unterstützt auch noch ihre Kinder und Enkelkinder. Ihr größter Wunsch ist es, dass diese ein sorgloses Leben führen können. Dies zeigt mal wieder, welche immense Rolle ältere Menschen in der Versorgung ihrer Familien einnehmen.

Dienstag, 14. Juni 2022

Am Dienstag stand nur die Rückfahrt nach Kampala an. Emily und ich ließen anschließend noch die Dienstreise Revue passieren und besprachen zukünftige Pläne der Zusammenarbeit sowie die nächsten Aktivitäten, die in den kommenden Monaten im Projekt anstehen.

Mittwoch, 15. Juni 2022

Der letzte Tag meiner Dienstreise fand wieder im HelpAge-Büro in Kampala statt. Dort ging es noch einmal um die Projektdokumentation: Nicht nur die Besprechung der Anforderungen und Richtlinien unserer Zuwendungsgeber sind ein wesentlicher Bestandteil einer Dienstreise - die Prüfung der Einhaltung selbiger ist noch wichtiger und bildete an diesem Tag den Abschluss meiner Reise. Dabei geht es insbesondere darum, gemeinsam mit den Finanzreferent*innen zu schauen, ob alle Finanztransaktionen den Richtlinien entsprechend vorgenommen und entsprechend dokumentiert werden. Dies ist für uns eine wesentliche Aufgabe, um möglichem Betrug vorzubeugen und bei Anhaltspunkten direkt aktiv werden zu können.

Am Abend hieß es dann für mich „Goodbye Uganda“. Vom Flughafen in Entebbe ging es über Addis Abeba zurück nach Osnabrück. Es war eine intensive Reise mit vielen neuen Eindrücken, bunten Erlebnissen und spannenden Erfahrungen, die mich sehr beeindruckt haben. Mit HelpAge Uganda haben wir einen tollen, vertrauensvollen und engagierten Partner gefunden und ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Team in Kampala.

Alle Fotos: HelpAge Deutschland 2022

Ihre Ansprechperson

Katharina Feldmann

Projektreferentin