Skip to content

Things have just gotten worse - neue Studie von HelpAge International

05.09.2023

In der 2022 veröffentlichten Studie von HelpAge International werden die Auswirkungen der vielen verschiedenen Krisen, die aktuell herrschen, auf das Leben älterer Menschen vorgestellt.

Things have just gotten worse - neue Studie von HelpAge International

Im vergangenen Jahr wurden viele Menschen weltweit aufgrund von globalen Nahrungsmittel- und Finanzkrisen in die Armut gedrängt. Die Kombination von COVID-19, dem Konflikt in der Ukraine und der Klimakrise verstärkt die Auswirkungen von Armut, Ungleichheit und mangelnder sozialer Sicherheit noch weiter. Obwohl die internationale Gemeinschaft vulnerable Gruppen wie Frauen und Kinder unterstützt, werden ältere Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen oft nicht bzw. nur selten von Hilfsmaßnahmen erfasst. Eine Studie des HelpAge Income Security Teams in zehn Ländern hat nun die Auswirkungen dieser Krise auf ältere Menschen untersucht. Hier stellen wir Ihnen die Zusammenfassung der Ergebnisse vor.

In der Studie untersuchte Länder: Argentinien, Kolumbien, Äthiopien, Libanon, Malawi, Mosambik, Philippinen, Sri Lanka, Tansania und Yemen.

Ernährungsarmut bei älteren Menschen

In allen zehn Ländern gaben die meisten älteren Menschen an, dass sie große Schwierigkeiten haben, sich genügend Lebensmittel zu leisten oder gesund zu ernähren. Dies liegt mitunter an den gestiegenen Kraftstoffpreisen, die den Weg zu den lokalen Märkten einfach zu teuer werden lassen.

Auch deshalb gaben durchschnittlich mehr als 90 % der Befragten an, am Tag lediglich nur noch eine Mahlzeit zu sich zu nehmen oder die Menge, die sie essen, zu reduzieren. Etwa 75 % der älteren Menschen geben Lebensmittelrationen an ihre Enkelkinder weiter. Aufgrund der gestiegenen Kraftstoff- und Brennstoffpreise werden zudem weniger warme Mahlzeiten zubereitet. Diese Maßnahmen wirken sich direkt auf die Gesundheit älterer Menschen aus.

In der Sahelzone sind heute zehnmal mehr Menschen vom Hungertod bedroht als noch in 2019.

Ernährung und Gesundheit bei älteren Frauen

In vielen Untersuchungen zur Ernährung und zum Essverhalten zeigt sich, dass ältere Frauen oft eine weniger ausgewogene Ernährung haben als ältere Männer. Zum Beispiel gaben in Tansania die meisten Frauen (89 %) an, dass ihre Ernährung wenig Abwechslung bietet, während dieser Anteil bei Männern immer noch hoch, aber niedriger als bei den Frauen war (69 %). In Malawi berichteten sogar 99 % der Frauen von einer eingeschränkten Vielfalt in ihrer Ernährung, und in Äthiopien lag dieser Anteil bei 92 %. In beiden Fällen war dieser Anteil deutlich höher als bei älteren Männern. Das bedeutet, dass ältere Frauen oft Lebensmittel mit geringem Nährwert zu sich nehmen, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken kann.

Zudem stiegen während der Pandemie die Gesundheitskosten für ältere Menschen im Durchschnitt um 35-70 %, was ihre finanzielle Belastung weiter erhöhte. Die gestiegenen Preise für Kraftstoff und damit auch den öffentlichen Transport erschwerten ihnen zudem oft den Weg zu medizinischen Einrichtungen.

"Wir kaufen Brot und Käse und geben die Lebensmittel an unsere Kinder, während wir nichts essen."

Miss Sheikh, Jemen, 8. November 2022

Soziale Isolation und finanzielle Herausforderungen

All diese Herausforderungen sorgen nicht nur für gesundheitliche Probleme, sondern beeinflussen auch die mentale Gesundheit der Menschen: Ältere Menschen berichteten über Schamgefühle, weil sie nicht mehr in der Lage waren, für ihre Familien zu sorgen, sowie über eine zunehmende soziale Isolierung. Viele haben keinen Zugang zu sozialen Sicherungssystemen, verfügen kaum über finanzielle Rücklagen und haben während dieser multiplen Krisen bereits all ihre Ersparnisse zum Überleben aufgebraucht. Einige ältere Menschen berichteten über den Verkauf von Vermögenswerten oder dass sie sogar auf der Straße betteln müssen, um zu überleben. Weitaus mehr ältere Menschen gaben an, Unterstützungsleistungen wie Lebens- oder Barmittel eher von Nachbarn und Familienangehörigen zu erhalten, als von staatlicher Seite.

In Sri Lanka sind die Lebenshaltungskosten während Corona um 300 % gestiegen.

Mangelnde Renten und begrenzter Zugang zu Finanzdienstleistungen

Die Rente ist oft niedrig oder fehlt ganz in den untersuchten Ländern, und selbst wenn sie vorhanden ist, reicht sie nicht aus, um grundlegende Bedürfnisse zu decken. Ältere Menschen, die bisher Zugang zu Finanzdienstleistungen hatten, berichteten darüber, dass diese aufgrund der gestiegenen Zinssätze (in der Spitze bis zu 30 %) keine Option mehr darstellten. Frauen berichteten zudem über fehlende Möglichkeiten, ein gutes Einkommen zu erzielen, um die Familien zu unterstützen. Darüber hinaus leisten sie oft unbezahlte Haus- und Pflegearbeit, womit sie keinen Zugang zu Sozialleistungen haben und von Rentenzahlungen ausgeschlossen sind.

Fazit: Ein Leben in Würde ist so nicht möglich!

Es besteht daher Handlungsbedarf auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene.

HelpAge empfiehlt:

Bereitstellung dringender humanitärer Hilfe

zur Sicherung des Lebensunterhaltes, abgestimmt auf die speziellen Bedarfe älterer Menschen, um ihre unmittelbaren Bedürfnisse angemessen zu befriedrigen.

Schutz der Existenzgrundlagen und des Zugangs zum Arbeitsmarkt,

um die Einkommenssicherheit älterer Menschen zu gewährleisten.

Stärkung der sozialen Sicherungssysteme,

die das Armutsrisiko verringern, zur Unterstützung der Menschen während ihres gesamten Lebens - also auch über Rentensysteme hinaus.

Stärkung der Resilienz und der Anpassungsfähigkeit,

um die Fähigkeiten, mit Krisen und deren Folgen besser umgehen zu können, auf allen Ebenen zu verbessern.

Sicherstellung, dass ältere Menschen voll einbezogen werden

und als Zielgruppe in der Entwicklungszusammenarbeit und Hummanitären Hilfe wahrgenommen werden. Sie müssen bei allen humanitären Maßnahmen und politischen Entwicklungen und Programmen, die sie betreffen oder auf sie abzielen, voll einbezogen werden.

Ihre Ansprechperson

Dr. Jürgen Focke

Referent Policy & Advocacy