Herausforderungen bei Klimawandel & Katastrophenvorsorge
Im Jahr 2018 betrug die Zahl der Menschen über 60 Jahre erstmals über 1 Milliarde. Laut UN-Schätzungen wird sich diese Zahl bis zum Jahr 2100 mehr als verdreifachen. Schon heute leben zwei Drittel der älteren Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen Katastrophen oftmals ein höheres Ausmaß haben, als in Industrieländern. Während alle Menschen von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, birgt er für ältere Menschen spezifische Risiken. Sie sind oft von Krankheiten oder eingeschränkter Mobilität betroffen, die ihre Vulnerabilität in Krisen- und Notsituationen erhöhen. Zudem können soziale und wirtschaftliche Faktoren die Lebensverhältnisse älterer Menschen negativ beeinflussen. Die Kombination von chronischen Gesundheitsproblemen und sozialer Isolation sowie der eingeschränkte Zugang zu Dienstleistungen verringert ihre Fähigkeit zur Bewältigung klimabedingter Herausforderungen erheblich.
Es wird prognostiziert, dass extreme Wetterereignisse häufiger und intensiver auftreten werden, wenn die globalen Durchschnittstemperaturen weiter steigen. Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen gehören zu den größten Risiken der globalen Erwärmung, die in Zukunft eine enorme Bedrohung für den Menschen darstellen werden. Klimakatastrophenbedingte Ausfälle kritischer Infrastrukturen wie der Strom- und Wasserversorgung, der Gesundheits- und Rettungsdienste sowie der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung werden ganze Gemeinden und Regionen langfristig schädigen und Menschenleben fordern. Bei vergangenen Ereignissen wie Hurrikan Katrina in den USA, dem Tsunami in Japan oder Taifun Haiyan auf den Philippinen waren ältere betroffene Menschen im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil deutlich überrepräsentiert. Und dennoch werden ihre Bedarfe in der Katastrophenvorsorge und im Katastrophenmanagement nicht ausreichend von den humanitären Akteuren berücksichtigt.
Ältere Menschen sind jedoch nicht ausschließlich die Betroffenen. Sie verfügen über wertvolles Wissen, Erfahrungen und Kapazitäten, welche bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels von großer Bedeutung sind. Sie kennen oftmals die Entwicklung des Klimas einer bestimmten Region, klimabedingte Gefahren und deren Auswirkungen, die Stärken und Schwächen einer Gemeinde mit diesen umzugehen sowie die sozio-ökologischen Beziehungen. Zudem sind sie oft Experten im nachhaltigen Umgang mit Ökosystemen und in traditionellen Ansätzen zur Erhaltung und Wiederbelebung zerstörter Lebensräume. Sie liefern damit den Schlüssel zum Verständnis verschiedener Zusammenhänge. Es ist daher unerlässlich, dass Katastrophenvorsorge und Katastrophenmanagement inklusiv gestaltet sind und ältere Menschen nicht länger von den Maßnahmen ausgeschlossen bleiben.
Unser Ansatz
Im Bereich der Katastrophenvorsorge fördert HelpAge Projekte, welche das Wissen und die Fähigkeiten älterer Menschen nutzen und stärken und es ihnen ermöglichen, eine führende Rolle bei der Einschätzung von Katastrophenrisiken und der Planung von Nothilfemaßnahmen zu übernehmen. Dazu werden beispielsweise Seniorenkomitees gebildet und deren Mitglieder im Katastrophenschutz geschult. Bei der Entwicklung lokaler Aktionspläne für das Katastrophenmanagement werden die speziellen Bedürfnisse älterer Menschen besonders berücksichtigt. In vielen Katastrophen können ältere Personen Leben retten, weil sie die Anzeichen in der Natur erkennen und die Bevölkerung frühzeitig warnen. Dieses Wissen zu fördern, mit modernen Methoden zu verknüpfen und an jüngere Generationen weiterzugeben, ist ein Ziel unserer Arbeit.